ABSEITS 
   
  Es ist so still; die Heide liegt 
Im warmen Mittagssonnenstrahle, 
Ein rosenroter Schimmer fliegt 
Um ihre alten Gräbermale; 
Die Kräuter blühn; der Heideduft 
Steigt in die blaue Sommerluft. 
   
  Laufkäfer hasten durchs Gesträuch 
In ihren goldnen Panzerröckchen, 
Die Bienen hängen Zweig um Zweig 
Sich an der Edelheide Glöckchen, 
Die Vögel schwirren aus dem Kraut - 
Die Luft ist voller Lerchenlaut. 
   
  Ein halbverfallen niedrig Haus 
Steht einsam hier und sonnbeschienen; 
Der Kätner lehnt zur Tür hinaus, 
Behaglich blinzelnd nach den Bienen; 
Sein Junge auf dem Stein davor 
Schnitzt Pfeifen sich aus Kälberrohr. 
       
Kaum zittert durch die Mittagsruh 
Ein Schlag der Dorfuhr, der entfernten; 
Dem Alten fällt die Wimper zu, 
Er träumt von seinen Honigernten. 
- Kein Klang der aufgeregten Zeit 
Drang noch in diese Einsamkeit. 
   
  Theodor Storm (1817 - 1888) 
   
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