Bjørnstjerne Martinius Bjørnson 1832 – 1910
EIN LIED FÜR NORWEGEN
(1859)
Ja, wir lieben diese Feste,
Wie sie, flutbedräut,
Ihrer Berge Stamm und Äste
Wind und Wolken beut.
Lieben ihre tausend Hütten,
Ihres Meeres Zorn,
Und, den kein Meer kann verschütten,
Ihrer Saga Born.
Harald hat ihr Volk verflochten,
Daß kein Feind sie zwang,
Håkon hat für sie gefochten,
Während Öjvind sang.
Olav malt' auf ihre harte
Stirn ein Kreuz von Blut,
Sverre brach von ihrer Warte
Romas Übermut.
Bauern ihre Äxte schliffen,
Wo ein Feind sich wies;
Tordenskjold mit seinen Schiffen
Ihn wie Spreu zerblies.
Weiber sah man kühn sich einen
Mit der Männer Hauf;
Andre konnten nichts als weinen;
Doch die Saat ging auf !
Waren unser auch nicht viele,
Waren doch genug,
Als das Land stand auf dem Spiele,
Da die Stunde schlug.
Lieber mocht's in Flammen stehen,
Eh' es kam zu Fall;
Denkt nur dessen, was geschehen
Einst in Fredrikshall!
Tragen galt es Not und Plage,
Gott verstieß uns ganz;
Doch in schlimmster Drangsal Tage
Glomm der Freiheit Glanz.
Das gab Kraft für alles Schwere,
Hunger, Krieg und Pest,
Gab dem Tod selbst seine Ehre
Und dem Zwist den Rest.
Unser Feind zerbrach den Degen,
Auf fuhr das Visier:
Brüder flogen sich entgegen;
Denn das waren wir !
Schamrot eilten wir hernieder
Übern Öresund:
Und da schlossen wir, drei Brüder,
Einen ewigen Bund.
Volk Norwegens, deinem Gotte
Dank' in Hütt' und Haus !
Ließ dich werden nicht zum Spotte,
Sah's auch düster aus.
Müttersorgen, Väterstreiten,
Durch Geschlechter hin,
Wußt' Er still zum Ziel zu leiten:
Unsres Rechts Gewinn.
Ja, wir lieben diese Feste,
Wie sie, flutbedräut,
Ihrer Berge Stamm und Äste
Wind und Wolken beut.
Und wie Väterkampf beschieden,
Freiheit ihr und Macht,
Ziehn auch wir für ihren Frieden,
Wenn es gilt, auf Wacht.
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